Aus bescheidenen Anfängen in einer kleinen Werkstatt entwickelte sich eine Erfolgsgeschichte, die die moderne Möbelindustrie prägte: Mit seinen Bugholzentwürfen veränderte Thonet die Art und Weise, wie die Welt sitzt.
In diesem Artikel erfahren Sie die spannende Geschichte von Michael Thonet und seiner Familie – von den ersten Kaffeehausstühlen, die die Wiener Kaffeehauskultur mitgestalteten, bis hin zum weltberühmten Stuhl Nr. 14. Auf diesem Weg begegnen Ihnen seltene historische Aufnahmen und originale Werbeanzeigen.
Inhaltsverzeichnis
Nächste Thonet-Generationen1819 Der Anfang1850 Erster Erfolg: Die Kaffeehausstühle1851 Die Londoner Weltausstellung1853 Gründung der Gebrüder Thonet1856 Patentprivileg1859 Entstehung des Stuhls Nr. 141860 Der erste Schaukel-Fauteuil1869 Erste Konkurrenten nach Ablauf des Patents1888 Klappbare Theater-Fauteuils1891 Gartenstühle1903 Globale Expansion und WirkungThonet-Werbeanzeigen im Laufe der Jahre1889 Heutige Produktion in FrankenbergSelten hat sich ein Handwerk so rasch von bescheidener Kunstfertigkeit zu weltweitem Ruhm entwickelt wie das Bugholzmöbel. Seinen Aufstieg verdankt es Michael Thonet (1796–1871), dessen Experimente mit dampfgebogenem Holz den Grundstein für die Firma Gebrüder Thonet und die moderne Möbelindustrie legten.
Jakob Thonet (1815–1864) war einer der fünf Söhne Michael Thonets, die 1853 das Unternehmen unter dem Namen Gebrüder Thonet übernahmen. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Leitung der Produktion und beim Ausbau des Geschäfts und trug wesentlich dazu bei, die führende Stellung der Firma im Bereich der Bugholzmöbel Mitte des 19. Jahrhunderts zu festigen.
Josef Thonet war nicht nur ein industrieller Führer, sondern auch im bürgerlichen und kulturellen Leben Wiens aktiv. Er wurde zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens ernannt, mit der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet und erhielt den italienischen Kronorden. Sein Tod im Jahr 1877 wurde in Wien weithin betrauert. Zur Beerdigung versammelten sich zahlreiche Angehörige, Mitarbeiter, städtische Würdenträger und Kollegen aus der Industrie. In Erinnerung blieb er als unermüdlicher und erfolgreicher Unternehmer, der den Ruf der Gebrüder Thonet als führender österreichischer und internationaler Möbelhersteller festigte.
Alfred Thonet (1867–1935) verkörperte die dritte Generation des Familienunternehmens. Als Miteigentümer spielte er nach 1907 eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung der Produktion im Werk Koryčany und sicherte den weltweiten Erfolg der Gebrüder Thonet weit ins 20. Jahrhundert hinein.
Im Jahr 1819 eröffnete Michael Thonet sen. seine eigene Werkstatt in Boppard am Rhein. Anfang der 1830er-Jahre begann er damit, dünne Holzfurniere zu Stuhlteilen zu biegen. Zwischen 1836 und 1840 entstanden die ersten Bopparder Stühle – Vorläufer seiner späteren Bugholzmöbel.
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Im Jahr 1850 wurde das Wiener Café Daum als erstes öffentliches Lokal mit Thonets Bugholzstühlen ausgestattet. Mit diesem Auftrag wurde der Stuhl Nr. 4 eingeführt – ein frühes Modell aus Mahagoni, das bis 1876 in Gebrauch blieb. Dies markierte den ersten großen Erfolg des Unternehmens und den Beginn von Thonets langer Verbindung mit der Wiener Kaffeehauskultur.
Thonet-Stühle verbreiteten sich rasch über die Kaffeehäuser hinaus und fanden ihren Platz in Restaurants und öffentlichen Räumen in ganz Wien. Ihr leichtes, robustes Bugholzdesign machte sie zur bevorzugten Sitzgelegenheit des pulsierenden städtischen Lebens.
Im Jahr 1851 präsentierte das Unternehmen erstmals seine Produkte auf der Londoner Weltausstellung, wo wichtige Exportverbindungen geknüpft wurden. Von da an versäumten die Gebrüder Thonet keine einzige große internationale Ausstellung mehr.
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Am 1. November 1853 gründeten Michael Thonet sen. und seine Söhne offiziell die Firma Gebrüder Thonet, ließen das Unternehmen beim Gericht eintragen und legten damit den Grundstein für das Familienunternehmen.
Am 10. Juli 1856 erhielten die Gebrüder Thonet ein österreichisches „Privileg“ – eine frühe Form des Patents –, das ihnen das ausschließliche Recht gewährte, Holz mit Dampf oder kochenden Flüssigkeiten für Stuhl- und Tischbeine zu biegen. Dieser Schutz, gültig bis 1869, verschaffte dem Unternehmen ein zeitweiliges Monopol auf seine bahnbrechende Methode und sicherte ihm die führende Stellung in der Bugholzindustrie.
Diese Biegemaschinen formten das durch Dampf erweichte Holz zu exakten Rundungen. Sie ermöglichten die Massenproduktion identischer Teile und bildeten damit die Grundlage für Thonets industriellen Erfolg im Bereich der Bugholzmöbel.
Im Jahr 1859 brachte Thonet im Werk Koritschan den Stuhl Nr. 14 auf den Markt, der bald zum bekanntesten Modell des Unternehmens und zum Hauptprodukt der Bugholzindustrie wurde. Bis Ende 1903 belief sich die Produktion in den in- und ausländischen Fabriken auf rund 45 Millionen Stück – und machte ihn damit zu einem der erfolgreichsten Stühle der Geschichte.
In den 1860er-Jahren, kurz nach dem Erfolg des Stuhls Nr. 14, erweiterte Thonet sein Sortiment um Kindermöbel und kleine Puppenstücke, die im selben Bugholzstil gefertigt wurden.
Im Jahr 1860 fertigte Thonets Werk in Koritschan den ersten Bugholz-Schaukel-Fauteuil. Bis dahin gab es nur schwere Eisenmodelle, die sich schlecht verkauften. Mit Bugholz erreichte die Produktion bald rund 100.000 Stück pro Jahr – und machte den Schaukelstuhl zu einem beliebten Haushaltsgegenstand in aller Welt.
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Nach dem Auslaufen von Thonets Patent (österreichisches „Privileg“) im Jahr 1869 entstanden die ersten konkurrierenden Fabriken. Viele ahmten Thonets Stuhltypen sofort nach, doch das Unternehmen blieb der Maßstab und beherrschte weiterhin die Bugholzindustrie.
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Im Jahr 1888 führten die Gebrüder Thonet die ersten klappbaren Theater-Fauteuils aus Bugholz für das Deutsche Volkstheater in Wien ein und setzten damit einen neuen Standard für die moderne Theaterausstattung.
Seit 1889 ist das Werk in Frankenberg (Hessen) das Herzstück von Thonet. Es überstand zwei Weltkriege und blieb bis heute in Familienbesitz. Heute wirkt bereits die sechste Generation der Familie Thonet aktiv im Unternehmen mit und sorgt dafür, dass das Erbe von Michael Thonet sen. sowohl im Design als auch in der Geschichte der Arbeit weiterlebt.
Was einst als Vision eines Mannes begann – Holz mit Dampf zu biegen – entwickelte sich zu einer globalen Industrie. Und auch mehr als 200 Jahre später verkörpern Thonets zeitlose Möbel noch immer Innovation, Beständigkeit und Eleganz.
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